Aufgabenstellung:
3-teiliger Workshop mit der ganzen Klasse 10c im Schuljahr 17/18, unterstützt durch Herrn Dipl. Designer FH Bernd Hintermeier (Neuwer products), vermittelt durch die Stiftung Dt. Design Museum.
Ablauf des Workshops:
1. Themenfindung: Briefing (Ergonomie, Bambus) Entwürfe (2 Unterrichtsstunden)
2.Modellbau (4 Unterrichtsstunden)
3.Prototypenbau (6 Unterrichtsstunden geplant +2 zusätzliche) mit Abschlusspräsentation vor einer 6.Klasse.
Teil 1:
Aufgabe war die Gestaltung einer Sitzgelegenheit, wobei der Einstieg sehr frei sein sollte.Über Assoziationen wurden Stichworte entwickelt, wodurch sich später Teams gebildet haben, die mit ähnlichen Begriffen zusammen Ideen entwickelten.
Input über die Ergonomie des Sitzens.
Über die Ergonomie die Grobform bestimmen, Sitzhöhe und Neigungswinkel sind entscheidend, folgende Parameter sollten berücksichtigt werden: Alter , Tätigkeit, kulturelle Eigenheiten. Fotos z.B. NSU Salzseefahrzeug, Lounge chair(Eames), Chopper(Easy-Rider), Formel 1(Vettel), Düsenjäger(Startfighter), japanischer Stuhl(niedrig), schweizer Stuhl (mit Löchern).
Input über Konstruktion von Bambusgerüsten und Verbindungen.
Bambus als Material vorstellen, Foto: Gerüstbau Japan, Foto: Knotenkunde.
Aus folgeneden Themen entstanden Skizzen:
-Reisen : Strandliegestuhl, Dreibeiniger Hocker mit Weltkarte als Deckfläche.
-Langlebigkeit: Hocker mit Autoreifen und Deckplatte
-Zufriedenheit: Multifunktionssesselmit Fußbank
-Ruhe: Anlehnestuhl, zum an die Wand lehnen, mit Ablagefläche für die Füße 2D Profilkontur mit formgebenden Steg
-Erfolg: Hängekorb
-Geld: Prachtstuhl mit hoher Lehne und Aufsätzen
-Gemütlichkeit: zwei Sitzer Sofa geschweift
-Freizeit: Hängekorb, ca. 50 cm vom Boden
Entwurfsskizzen erstellen mit Hilfe von Modellschachtel Perspekive (Parallelperspektive).
Die Zeichnung einesy Minimodells stellte die erste praktische Aufgabe dar. Die Besonderheit dieser Aufgabe bestand darin, auch in kleinem Maßstab realitätsnähe durch möglichst viele Details zu schaffen.Grundmaß sollte ein Kubus (Schachtel) von 10*10*10cm sein.
Ansichten: Front-, Seiten- und Draufsicht übertragen.
Maßstab: 1:6 dafür wurde ein MaßstabeLineal hergestellt aus Kartonstreifen (30x200mm
, in mm-Skala, alle8,3mm entspricht 5cm),die entsprechenden cm aufzeichnen.
Teil 2:
Konstruktionsarten:
Rahmen Konstruktion (Rietvield red und blue chair)
Platten-Konstruktion (Relaxstuhkl mit Bambuslattung)
Additions –Konstruktion: (Bambuspaket-Sofa)
Kleine Sitzmöbelgeschichte und Sitzmöbelbeispiele: z.B. Shaker Stuhl, Kartonstuhl von Gehry, Hocker von Zanotta, Edra Stuhl.
Modellbau in der Praxis:
8mm Dübelstangen sägen und mit Kabelbindertechnik , Heißklebetechnik oder Knoten-technik.
Teil 3:
Einführung der Verbindungstechnik für die Prototypen. Gerüstbau Bindetechnike, Knotentechnik, Gewindestangenverbindungen mit Bohrungen. Sägelade, Bohrlehre und Schnitzlehre. Prototypenbau mit 50mm Pappröhren. Abschlusspräsentation vor einer 6. Klasse.
Hinweise:
Eine Vorbereitung im Rahmen der Einheit Design bestand in der Behandlung folgender Themenbereiche:
Was ist Design? Funktion von Design; 10 Aspekte guten Designs von Dieter Rahms mit ökologischem Schwerpunkt, Prinzipien der Bauhaus Idee. Ein Bezug zu Nachhaltigkeits-themen sowie zu globalen wirtschaftlichen Aspekten ist gegeben. Manche SuS hatten bei der Planung und Durchführung einen leichteren Zugang durch die Belegung des Faches NWT.
Schwierigkeiten:
Diese gab es bereits bei der Skizzierung der Ideen in Parallelperspektive. Hier zeigte sich, dass die zeichnerisch guten SuS motivierter waren, ihren Entwurf mit allen Ansichten zu zeichnen. Leider konnten zwei der 10 Ideen als Modelle und Prototypen nicht realisiert werden, weil die Voraussetzungen materialmäßig nicht gegeben waren. Diese SuS haben sich anderen Projekten angeschlossen, was die intrinsische Motivation natürlich eher sinken ließ. Die Arbeit im Team war deshalb vor allem im Praktischen schwierig: Es konnte in einigen Teams keine effektive Arbeitsorganisation beobachtet werden. Der Umgang mit Bohrer, Akkuschrauber und Sägelade bereitete manchen Schwierigkeiten und sie verloren den Elan, auch die Konzentration und die Genauigkeit litten darunter.
Auch das wichtige Üben von Knoten fand wenig Begeisterung. So blieben manche Ver-bindungen zu lose, die Sitzgelegenheiten instabil. Die physikalischen Grundlagen für die Vorstellung von Stabilität beim Bau war eher weniger vorhanden, aus Ungeduld oder auch Zeitnot wurde versucht, die Prototypen mit Heißkleber zu kleben, was bei der Benutzung dem Druck nicht immer stand hielt. Da der Workshop aus organisatorischen Gründen mit einer ganzen Klasse von 27 SuS stattfand, gab es oft Wartezeiten, bis Herr Hintermeier Fragen klären konnte.
Auch konnten nicht alle Prototypen fertig gestellt werden, obwohl noch nachträglich Zeit dafür gegeben wurde.
Während der Zeit der Durchführung waren wir zu zweit. Trotzdem musste man sehr aufpassen damit alle Sicherheitsregeln eingehalten wurden.
Bezug zur Kunst:
Nach dem Workshop sehen sich SuS Produkte auf dem Markt evtl. etwas genauer und kritischer an, in Bezug auf Form und Funktion. Auch das Know-how, welches für die Ent-wicklung von Objekten benötigt wird, wird vielleicht in einem anderen Licht betrachtet.
Nicht zuletzt sind die SuS durch die vielen perfekten, optischen Informationen etwas er-nüchtert, weil ihre Modelle rudimentär ausfielen. Dennoch ist zu hoffen, dass sich der Respekt vor der Leistung guten Designs etabliert.
Abschließend möchte ich noch die Rückmeldung von Herr Hintermeier zitieren: „Sicher war das Projekt für die zur Verfügung stehende Workshop Zeit etwas ambitioniert. Es hät-te sicher gut getan Skizzentechnik, Konstruktion, Knotenkunde etc. mehr zu vertiefen. Aber dennoch fand ich es gut, das mit den Prototypen mit den Schülern gemacht zu ha-ben, denn es gibt einfach ein anderes Erlebnis einen Entwurf in „wahrer“ Größe vor sich zu sehen! Und das ist ein Phänomen das mich auch nach 30 Jahren Designer- Erfahrung immer wieder aufs Neue überrascht, lehrt und bestätigt. Natürlich war es auch ein kleines Statement gegen die immer stärker visualisierte Welt…“